
Lieber Jirka, Liebe Aikidofreunde!
Schoene Gruesse aus dem sommerlich heissen und schwuelen Japan. Die Zeit fliegt so schnell. Endlich finde ich die Zeit und Muse ein paar Zeilen zu schreiben. "Zen wa isoge" sagen die Japaner (jap. mach rasch was gut ist; deutsch etwa: schmiede das Eisen solange es heiss ist) und so halt ichs auch.
Am 8. August im Jahre des Herrn 2002 bin ich in Narita dem internationalen Flughafen in der Naehe von Tokyo gelandet, bei satten 30 Grad und 80% Luftfeuchtigkeit bereits um 7:00 morgens, und habe gleich den Bus nach Tsukuba bestiegen einer Einladung der Universitaet Tsukuba folgend. Tsukuba ist eine Stadt die extra nur fuer Forschung und Wissenschaft gegruendet wurde. Jede Ecke ein anderes Forschungszentrum. Hier ist z.B.: die Japanische NASA zu Hause oder Shiragawa (Chemienobelpreistraeger von 2001), etc. Von der Bushaltestelle wurde ich dann gleich abgeholt und in mein Quartier geleitet. Ein nagelneues Wohnhaus: Meine Wohnung vollmoebliert ca. 40 m2 alles funkelt "pika pika" (=jap. nagelneu): Waschmaschine, TV-VCR (Kabelfernsehen), CD, Internet, Klimaanlage, Toilette (mit variabler Popschspuelung, etc.), Klimaanlage im Bad, Parkplatz, Fahrrad,... Partysaal auf Anfrage, Fitnessraum, Spielzimmer fuer Kinder, und das alles fuer laecherliche 800 Euro im Monat: fuer Familien gibts ca. 60m2 um 900 Euro. Abends dann gleich zur ersten Einladung zu einem 9 gaengigen Menue in ein vornehmes japanisches Lokal (selbst wuerd besser wollt ich finanziell ich mir das nicht leisten).
Tja noch nicht mal an den Luxus gewoehnt gings zwei Tage spaeter weg vom elitaeren Tsukuba ab in die koerperlich karge spartanische Provinz. Von Tsukuba Terminal 15 Minuten per Bus nach Tsuchiura zur Joban Eisenbahnlinie. Von dort in 29 Minuten und nach fuenf Stationen: Iwama (d.h. woertlich sowas wie Oeffnung im Felsen). In 13 Minuten von Iwama-Eki zum Aikido-Dojo. Dort hat alles gepennt mit Ausnahme eines japanischen Uchi-deshi, im Begriff abzureisen. Hier steh ich nun im Hof vor mir der Bauernhof, oder das Gut, die bescheidene Bleibe von O-sensei: Das Ibaraki-Dojo. Der Aiki-Shrine der Geburtsort von Aikido. Masimo ein italienischer Uchi-deshi (Shodan) fuehrt mich herrum: In O-Senseis Raumlichkeiten, sein Zimmer (wird vom Doshu, dem Aikikai-leiter, zur Zeit Moriteri Ueshiba, Enkel von O-Sensei genutzt) Im Chisai-Shokudo (kleines Esszimmer), dem ehemaligen Esszimmer von O-Sensei, darf ich wie jeder maennliche Uchi-deshi meine Sachen deponieren. Die Damen sind haeuslich getrennt im Shin-Dojo untergebracht, d.i. auf Saitos Grund und Boden.
Klatsch - das war das Erste, und wie sich zeigte nicht das letzte steckende Insekt das meine Aufmerksamkeit mit dem Leben bezahlte. Man gewoehnt sich daran. Im Moment zaehl ich so um die 20 Einstiche auf meinem Armen. Einmal hab ich ein Loch in den Buschen hintern dem Shokudo gegraben ohne Autan, danach hab ich meine Fuesse mit aetzendem Amoniak abgewaschen: der Geist des Salmiak desinfiziert und kuehlt. Beim schlafen ist es laesstig. Die Toiletten und Dusche: spartanisch karg. (Du bist nie allein ! - vor jeder Dusche gilt es zumindest die grossen sichtbaren schwazen Kriechtiere zu erlegen, seit die Italiener sie "Giorgies" getauft haben lass ich sie Leben)
Die Kueche und das Esszimmer Shokudo: sehr rustikal und belebt. Das Dojo, die altehrwuerdige Halle besitzt drei Eingaenge: die Seitentuer direkt aus dem Chisai-Shokudo kommend nur fuer O-Sensei vorbehalten. Die Mär sagt seit seinem Tod war es keinem mehr erlaubt ihn zu benutzt. Der Haupeingang seitlich daneben mit zwei Schiebetueren links und zwei Rechts: die Links: fuer Morihiro Saito Sensei vorbehalten; die Rechts sind fuer Hitohiro Saito Sensei. Daneben ein kleiner Eingang in einen Lagerraum fuer Schuhe links fuer Futons der Uchi-Deshi mit seitlicher Schiebetuer von hinten ins Dojo: fuer alle Anderen. Im kleinem Vorraum: das Waffenlager. Hier lagern Jo-s und Bokens zuhauf: von den Standard Boken, den Ueberlangen, den Ueberschweren, bis hin zu den Eichenpruegeln fuer den Tanren, dem taeglichen Schlagtraining. An den Waenden Regeln fuer das Verhalten im Dojo. Daneben Fotos O-Sensei, Saito Sensei. An der Wand eine Liste der jetzigen Schueler. Unterteilt in 6. 5. 4. 3. 2. 1. Dan und Kyu ohne Unterteilung. Erst als Dan kommt man in der Liste. Die Erste Pruefung in Iwama ist der Shodan. Darunter gibts nix.
Im Dojo - der Shomen im Zentrum der Kamisamma: mein Erster Eindruck wie aus dem Buechern, Saitos Buechern aus den fruehen 70iger Jahren. 54 Tatami zum trainieren 6 fuer den Shomen. Halt, im japanischem Film ueber O-Sensei aus 1960 waren das doch weniger richtig 3*8 = 24 Tatami und 3*4=12 fuer den Shomen und der Vorbau vom Shomen ist jetzt auch weg aber man sieht noch seine Spuren im gebleichten Holz. Beim Umbau irgenwann zwischen 1960 und 1974 wurde der Shomen auf 6 reduziert und der Trainigsraum um 3*2 + 12*2 = 30 Tatasmis vergroessert, d.h. die hinter Front zum Schrein hin wurde um 2 Tatamilaengen und 12 Breiten erweitert. In der Nische rechts vom Kamisamma Bilder von O-Sensei, Kisshomaru und M. Saito.
Das Training ein Ritual, oft in vier Reihen die Ersten drei sind Schwarzgurte, in der letzten die Weissen. 60 Minuten vor dem Keiko: das Dojo wird gesaeubert: Besen feuchten Tuechern. Ab 30 Minuten vor dem Keiko: die Soto-Deshis treffen ein. Nach der Schuhablage wird verbeut und lautstark gegruesst. Danach 2 Meter weiter am Eingang zum Dojo knien sich die Deshis nieder und Gruessen lautstark. Alle Deshis im Saal verbeugen sich und Gruessen zurueck: zig mal geht das so. 5-10 Minuten vor dem Keiko: die Leute sitzten und machen noch einige Dehnuebungen; Wenigen Minuten vor dem Keiko: da ein Rascheln, Schritte im Sand alles verbeugt sich: Sensei kommt. betritt Gruesst - alles Gruesst - er spricht. Geht nach vorne - alles schweigt - Entspannung wir duerfen uns aufrichten. Er zuendet Raeucherstaebchen und eine Kerze an am Shomen. Danach gemeinsames verbeugen, wobei die Haende zuerst nach oben und dann zu Boden bewegt werden. Erklaerung ? Shinto sagt man mir, ah so so oder doch so.
Danach Sensei ruft den ersten Schueler zum Tai no Henko, den 2. den 3.: jetzt duerfen alle: wie wild springen die Deshis und raufen sich um die Senpais es wird gebuhlt; der Senpai wird nur einmal gewaelt und mit dem trainiert man den ganzen Abend. Danach Morote dori kokyo ho: ein muss. Spaeter beliebiger Angriff ein Motiv und Variationen. Die Deshis fliegen wenn Sensei zulangt. Wie Katzen sausen die Leute durch die Luft - ein Augenschmaus unglaublich aber wahr. Die Tatamis sind hart - haerter als in Mainz - jedoch weicher als reine Holzdielen. Am Anfang ist es hart aber man gewoehnt sich an alles. Waehrend des Trainings ein Schweisstuch um wenigstens die Augen frei zu wischen und damit man sich nicht immer gegenseitig mit Schweiss nasspritzt. Nach dem Training: Wasser tanken und den von Schweiss rinnenden Gi abwischen und zum Trocknen aufhaengen.
Ein typischer Uchi-deshi Tag: Tagwache 5:00: Dojo reinigen: staubsaugen, wischen, Laub kehren untder Bauemen, Laub rechen auf dem Schotterplatz; Laub rechen vor dem Schrein und im Schrein; Laub klauben im Inneren; um 6:00 Vorbereitung zum Morgentraining. Jo und Boken. Senseis Boken (Ast mit ca. 10-15cm Druchmesser mit Verjuengung zum Handhalten am Ende: Senseis taegliches Trainigsgeraet). Alle warten bei Sonne unter den Baeumen sonst am Schotter; um 6:30 Sensei kommt Verbeugung; die Boken-suburis 1-7: Huefte runter, Haende strecken nach vorn: .... Um 7:30 freies Training bis 8:00. Um 8:00 Fruehstueck; 8:30 Taegliche Arbeit; (Grasjaeten; Hundewaschen, Gratenarbeit, Wiese maehen, Toielettenreinigen, ....., Sensei helfen.) Bis 11:00 Vorbereitung fuers Mittagessen fuer den Toban (taegl. Koch). Kein Deshi darf den Hof verlassen ohne Zustimmung des Head-Uchi-Deshi. Danach ein spezial Keiko von Sensei oder auch nicht, Misogi in den Bergen am Wasserfall; rauf zum Berg; Saitos Grab besuchen. Ab 18:00 Vorbereitungen zum Abendkeiko. Danach essen. Ca. 11:00 schlafen im Dojo.
So das war erstmal so ein kleiner Abriss, ein paar Facetten ueber das Leben hier in Japan und speziell in Iwama. Frei nach dem Motto "Mochi wa, mochi ya " (jap. fuer reiskekse geh zum reiskeks macher) muss man sich Iwama einfach mal geben.
Mada ne (bis spaeter)
Franz
29.8.2002

Hi Jirka,
Meine Uchi-Deshi Zeit ist vorbei und ich habe begonnen als Soto-Deshi zu pendeln. Wie es der Zufall will lebt gerade in meinem Ninomiya Haus in Tsukuba Fabrizi ein Italiener der vor ca. 6 Monaten seinen Shodan in Iwama gemacht hat und taeglich nach Iwama per Auto pendelt. Echtes Glueck ! Komm gerade vom heutigen Freitagabend-Training. Nemoto hat Sensei vertreten.
Mit Vergnuegen erkenne ich immer mehr Feinheiten in den grundlegendsden Techniken. Mein Tai no Henko ist um einiges stabiler geworden, keineswegs perfekt aber ich arbeite daran. Die Huefte kommt auch immer besser speziell beim Morote Dori Kokyo ho. Ohne Huefte, speziell das Absenken, hab ich bei gestandenen Eichen wie Nemoto San einfach keine Chance. Ich bin sehr froh darueber weil ich so meine Limiten erkenne und das Optimum suchen kann. Heut haben wir Shomenuchi in Ikkyo (suwari waza), Nikkyo, Shihonage trainiert. Also wenn ich Nemoto beim urawaza Nikkyo nur zuschau hab ich schon respekt. Wie ein Pfeil ist Okayama san (3.Dan) nach unten geschossen. Ein Riegel ! Beim Shihonage aus Shomenuchi greift er mit beiden Haenden vom Handgelenk zur Hand. Ich hatte bisher eine Hand vom Handgelenk immer nach oben. Heut hat mir Nemoto in einem freien Training noch einige Feinheiten gezeigt. Also sein Nikkyo und Yonkyo ist einfach zum Schreien. Frueher hat O-Sensei den Nikkyo ura am Brustbein (s. Budo) angesetzt aber die heute bevorzugte Form ist an der Schulter.
Uff, ich bin zum wegknacken und muss morgen frueh raus. Man hat mich (10 Leute von der UNI) auf eine Tour eingeladen: fahren schaun, Onsen baden, Naechtigung in trad. Onsen-Hotel, etc. klingt gut mal sehen.
Also tschau und bis bald
Franz
30.8.2002

Hi Jirka,
danke fuer deine Antwort. So ein paar Japanische Impressionen auf der WWW page finde ich ist eine gute Idee. Ja, da macht mir das schreiben gleich wieder mehr Spass.
Nach jedem Training versuch ich mir die Techniken schriftlich zu vermerken. Allein die vielen Variationen haben dann oft keinen eigenen Namen. Am Samstag habe ich mit einem alten Senpei Watanabe trainiert. Ein guter Lehrer. Dann gabs den ganzen Abend Shomen-uchi Suwari-waza. Meine Fuesse sind jetzt noch wundgescheuert von den griffigen harten Matten. Feuchtgeschwitzte Gis reiben besser! Ab sofort nur noch mit Knieschonern.
Nach dem Training hat Watanabe mich Herrn Susuki vorgestellt. Susuki will unbedingt mit mir trainieren und mich fuer naechsten Samstag gebucht. Vor Susuki hat man mich am ersten Abend schon gewarnt, ein echtes muss, Beiname "der Blocker" weil er wie ein Betonklotz festhaelt und nur wenige einen Morote dori kokyo nage bei ihm durchkriegen. Na dann schau ma mal! Uebrigends durfte ich letztens mit Sensei einen Kokyo dosa machen. Eine gute Lehre.
Mehr spaeter. Muss gleich einen Vortrag geben an der Ochanomizu Daigaku (Teewasser Universitaet) in Tokyo.
Tschau
Franz
9.9.2002

Konichiwa Mainz no Aikidoka,
also heut war es so weit: ich habe mich dem grossen Senpais Super-Susuki gestellt. Um zu verstehen was das heisst solltet ihr wissen wie das Training in Iwama, ein Keiko, so ablaeuft. Erst waermen sich alle eigenstaendig auf und arrangieren sich dann reihenweise, oft vier bis fuenf Reihen. Das Schlichtmuster ist hierbei nicht einfach zu verstehen. Eine Konstante ist, dass die Dai (Grossen)-Senpais immer ganz vorne 1. Reihe-Rechts beginnend nach links abfallend sitzen: also Nemoto ("die Eiche"), Susuki ("Super-Susuki"), etc. wobei die Sotodeshi (wohnen ausserhalb und pendeln ins Dojo) den Vorrang haben, gefolgt von den Uchideshi (Hauschuelern, schlafen im Dojo auf den Matten mit Futon), und zuletzt die Gakusei (Schueler, Studenten: schlafen im Gaestehaus nur fuer kurze Zeit in groesseren Gruppen; die werden hart rangenommen; Sensei korrigiert alles und genau, irgenwie wesentlich haerter und mehr von oben herrab als zu den anderen; tja ein gutes Fundament muss geschliffen werden).
Also ich sitzt dann so ab der 2. Reihe. Kurz vor 19:00 abends arrangieren sich die Leute. Betritt ein Soto-Deshi den Vorraum zieht die Schuhe aus, legt Sie ins Regal, kniet sich auf der Schwelle (nie auf die Schieberinne, die ist Heilig !) nieder und gruesst "Konbanwa Onegaishimasu", als Antwort folgt von einer undefinierbaren Stimmenschar ein "Konbanwa" oder aehnliches, dann betritt man den Vorraum geht in den Umziehraum (mit Dusche) geradeaus und laesst dort seine Tasche. Zuerueck in den Vorraum gehts dann nach rechts rein auf die Matten, diesmal knapp ueber die Schwelle auf die Matte, niederknien "onegai shimasu", woraufhin sich alle bereits sitzenden verbeugen und "onegaishimasu" antworten. Irgenwie spielt hier die Rangfolge auch mit: Bei Dai-Senpais gruessen fast alle und inbruenstiger. Bei Anfaengern wenige und stimmloser.
Um 6:55 kam Sensei, bewerkbar durch das Rascheln im Sand, alles erstarrte sofort in einer verbeugten Haltung, Blick zum Boden. Sensei geht durch seinen Eingang der nur fuer ihn ist. Wie gesagt (von Innen) der ganz Rechte beim Kamisama war O-Senseis Eingang (darf jetzt nicht mehr benutzt werden), direkt aus seinem Esszimmer (shokudo) kommend, gefolgt von der etwas weiter links liegenden grossen Eingangstuer. Der rechte Fluegel war fuer M. Saito Sensei (darf jetzt nicht mehr benutzt werden), und der Linke ist jetzt fuer H. Saito Sensei. Sensei erlaubt den Leuten sich zu entspannen und er zuendet einige Raeucherstaebchen bei den Bilder von O-sensei, Kisshomaru Ueshiba und M. Saito Sensei an, verbeugt sich davor. Geht vor den Kamisama und alle heben zuerst die gefalteten Haende bis fast vor die Stirn und verbeugen sich dann. Dieses 2 mal, gefolgt von 2x klatschen (vor der Brust) plus verbeugen, umdrehen und Gruessen.
Als erstes holt sich Sensei 1-3 Leute aus der ersten Reihe (keine Dai Senpais) und beginnt mit "Tai no henko" alternierend rechts und links. Danach "Hi dozo". Der Augenblick auf den alle Untergradigen gewartet haben, ramsch krach, spring, ... wie wild stuerzen sich die Leute von hinten nach vorne und Gruessen einen der ruhig sitzenden Meister an. Geschaft ! Der Abend ist gerettet. In Iwama gruesst man einmal an und bleibt bei diesem Partner einen Abend lang. Daher ist die Wahl sehr wichtig. Bei Nemoto und Susuki hatte ich immer noch Glueck. Die Regel sind Dreiergruppen so dass ich entweder 1. oder 2. bin. Bei Susuki war ich heut Zweiter. Ein Schwarzgurt Gakusei (Student oder Schueler) ist nach vorn geprescht (eher gesprungen) als Erster (das kannst Du auch!) und dem zweiten Schwarzgurt bin ich zuvorgesprungen. Und Susuki hat ihn entlassen, im Uebrigen wollte er ja mit mir trainieren.
"Tai no henko" mit Susuki, der dreht ein rasch zu rasch, ich flieg, ich zapple aber nur das Erste mal, danach bin ich mit nach vorn den Griff verstaerkend. Dann greift mich Susuki, ein Betonguss fixiert meine Hand, mir froestelts, jetzt aber exakt Franz !, Gambatte, ich schieb meinem Fuss vor seinen Fuss und dreh die Huefte samt Bein, absenken der Arme gut gestreckt mit Spannung "Kokyo", ja ich hab ihn. Uff. Glueck gehabt. Der Gakusei steht wie Beton und kommt nicht rein. Beim zweitenmal schaft er es, guteill?. Ich denke: Wenn es nur einen richtigen Weg gibt dann weiss man das man den richtigen gegangen ist. Ansonsten glaubt man es nur.
Heut ist ein Team von National Geograpics im Dojo und filmt unser Training fuer einen Film ueber Aikido, Osensei, Hombudojo, Iwama, Tanabe, Ise Schrein, etc. Einige der NG-Leute sind aikidoerfahrene Schwarzgurte. Ploetzlich ein "DAME, ZENZEN DAME O-sensei Aikido ja nai" (falsch total falsch, das ist nicht O-senseis Aikido) einer der NG-Schwarzgurte wird in die Mitte gerufen. Der NG zeigt Tai no henko: mir war sofort klar so nicht: Fuss zu weit draussen, Schulter hebend, nicht eindrehen, ... . Sensei klaert ihn auf; ich nutzte die Gelegenheit und Feinheiten zu erhaschen. zu polieren. Der Arme Kerl dreht sich schoen aber es ist ineffektiv. Uebrigends faellt mir grad ein das ich vorgestern die druckfrische eben erschienene englische Uebersetzung (2002) des japanischen Kisshomaru-Moriteru Ueshiba Buchs (1997) erstanden haben. Ganz nettes Buch, einiges ist brauchbar und sehr gut, anderes aestetisch schoen aber nicht traditionell, z.B.: der Dai-ikkyo ist am Gelenk und nicht oberhalb. Die NG-Leute durften noch einiges schwitzten. Die Leiterin eine Dantraegerin hat mir nach dem Training gesagt: Nach dem heutigen Training hab ich das Gefuehl noch nie Aikido gemacht zu haben.
2. "Morote dori kokyoho": hart aber moeglich.
3. Suwariwaza sankyo omote: hart; ohne meine Knieschuetzter halt ich das nicht aus.
4. Suwariwaza sankyo ura: Segelflug
5. Sankyo ura: Segelflug
6. Ryokata dori Kokyoho: voll raus sonst steht er.
7. Shomenuchi Shihonage: gut abstreifen. Statt nur runterziehen drehen die Leute hier etwas zum eigenen Zentrum und runter: platsch. Auf diese Art und Weise habe ich Super-Susuki spielend niedergekriegt.
8. Suwari waza, Kokyo Dosa: Die Technik hat etwas magisches an sich. ich schaff es spielden bei leichten Gegnern aber bei den Echten Brocken hilft das nichts. Ich weiss genau mir fehlt was und ich suche und seh es nicht.
Tja Susuki, war zu frieden und mich gleich wieder eingeladen fuers naechste Mal. Tja ich hab halt gegeben was ich hab, nicht viel aber vom Herzen. Mit dem Kiai hab ich keine Probleme hat man mir bestaettigt: kein Wunder wenn ich voellig nassgeschwitzt alles aus mir rauslasse das ist das wie im Rausch. Auch eine Art Magie. Mit Leute wie Susuki kommt das dann auch raus weil er voll auf Power geht keine Pause rasch eine Technik nach der anderen. So soll es sein ! Genug fuer Heute ich muss schlafen.
mada ne (bis bald)
Franz
P.S.: vielleicht erzaehl ich euch mal was ueber meinen Besuch in Tokyo, den grossen Buchlaeden (hab viele Spitzenbuecher erworben), etc.
14.9.2002
Konnichi wa Mainz no Aikidoka san, Danke Jirka fuer den WWW-Update!
Ich hab bereits einige Stimulis erhalten. Arigatoo Minasan (Dank an Alle) es freut mich das mein bescheidener Beitrag Anklang findet und schreibe mit Freude weiter. Erwartung: All jene die eine allgemein gueltige allumfassende authentische Darstellung vor mir erwarten bitte ich um Nachsicht. Es ist unmoeglich. Denn ich kann nur meine bescheidene Sicht der Dinge beschreiben, aus meinem limitierten und subjektiven Verstaendnis heraus, mit allen Irrungen und Wirrungen, Tuecken und Luecken. Dennoch gilt wie die Japaner sagen "mochi wa mochi ya" (jap. willst Du Mochi-Reis dann geh zum Mochi-Reis-Laden, auf gut Deutsch: Geh zum Schmied und und nicht zum Schmiedl). In diesem Sinne geb ich mein Bestes und versuche so gut und viel wie moeglich zu lernen ! Gambatte ne ! (geb mein Bestes).
Sonntag morgen 15.9. Fabrizio ist kulturell engagiert in weicheren Gefieden und entsprechend disponiert, deshalb fahr ich heut wieder per Bus und Bahn nach Iwama. Per Rad nach Tsukuba center (10 min), Bus nach Tsuchiura (ca. 25 min), Zug nach Iwama (29 min), zu Fuss (10 min): Dojo (inkl. warten 90-120 min). Betrete das Dojo-Gelaende. Links das Eingangsschild in Form eines Baumstammes der auf der Frontseite flachgeschnitten wurde. Es ist neu, etwa 2 Wochen alt. Der alte Stumpf wurde um etwa 2cm abgehobelt um das alte Schild zu entfernen und neu geschaelt: er glaenzt wie neu. Was stand am Alten? Ich hab Glueck, den ich hab es noch rechtzeitig vor 9 Monaten dokumentiert auf einem Photo, es ist verewigt und wird nicht der Vergessenheit anheim fallen (natuerlich nur sollange meine CD was hergibt. Aber wo ist die CD jetzt?). Das Neue Schild sagt: "Ibaraki Aiki x x, Ueshiba Moriteru". (bei den x x bin ich mir grad nicht sicher, sowas wie aiki ryo jo; werde ich nachliefern). Hallo Bao (der Allesfresser), einer der vier Hunde von Sensei. Hi Chili, der rote Hund, schaut aus wie ein Fuchs und ueberrascht durch seine Akrobatik. Der pinkelt im Handstand, eh falsch besser Vorderpfotenstand oder so !!!
Ploetzlich gruesst mich Sensei. Uff er ist bereits im Dojo. Doshite? - Warum? Ah das National Geographic Team macht einen Film, er zeigt Waffen-Techniken. Kumijo, Kumitachi, Jo, Ken-Partner. Alles so schnell und praezise. Viel zu schnell um zu lernen nur zum geniessen. Die Leute fliegen. Rie und Yamaoka sind die Ukes - excellent. Was fuer ein Schauspiel. Alles auf Film. Sueperb. Leider gibt den Film nicht. In einem Jahr soll es gesendet werden oder so. Eine 6 teilige Serie ueber Martial Arts: Karate, Kickboxen, etc. und dann halt auch Aikido. Sendetermin in einem Jahr. Vielleicht schicken Sie mir was in einem Jahr, mal sehen. Ansonsten ist es unmoeglich das Training zu filmen.
Um 9 Uhr beginnt unser Training. Heute draussen mit Jo. Es wird gefilmt, wir werden gefilmt. 31iger. 31 Kumijosequenz 19-31. Jo Suburi 6-20. Danach Misogi am Wasserfall. Es regnet, es ist kalt. Es ist mir eine Ehre. Gambatte. Danach faehrt das NG-Team (Kanadier) weiter nach Tokyo ins Hombu-Dojo und nach Tanabe im Wakayama ken. Habe mich toll unterhalten mit den Leuten und Sie haben mich nach Tsukuba mitgenommen.
Montag 16.9: Heut hab ich einiges gelernt gesaugt. Um 11:30 wurde ich abgeholt und zu einer eigens fuer mich veranstalteten Party im Haus von meinem Professor gebracht. Familien, Kinder, Eltern, herrlich. Ein Spass. Am Grill. Yakiniku (gegrilltes Fleisch) und Gemuese und ... und ... danach Keki to Kohi (Kuchen und Kaffee). Es war sehr schoen es hat mich sehr gefreut. P.S.: nach dem dritten Bier oder so wurde mein Single-Status zum Thema. Die eine oder andere Loesung des "Problems" wurde sofort diskutiert. Die Schwester vom sowieso ist noch frei, oder so und so.... etc. Hihi.
Morgen gibts Arbeit auf der Yokohama Uni und am Mittwoch halte ich einen Vortrag in Tsukuba. Gestern hab ich mich in einer kurzen E-Mail bei einem der Goetter am chemischen Olymp gemeldet. 20 Minuten spaeter sehe ich in meiner Mail: Der Erlauchte von der renomierten kaiserlichen Tokyo Universitaet hat mich zum Vortrag eingeladen. Es ist mir eine Ehre.
Ja mada ne, Franz
16.9.2002
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